In der Schweiz sind die Notfallstationen chronisch überlastet, was das Risiko von Fehleinschätzungen erhöht. Bei der Ursachensuche konzentriert man sich in der Regel auf zwei Faktoren: Personalmangel und die sogenannten „Bagatellfälle“.
Eins ist klar: Wenn nicht genügend Fachkräfte verfügbar sind, um jeden Notfall rechtzeitig und gründlich zu beurteilen, ist das ein Problem.
Es ist eine Tatsache, dass viele Spitäler ihre Kapazitäten reduzieren müssen, was zu einem Rückstau von Patienten führt und die Überlastung der Notfallstationen verschärft. Die Situation kann noch verschärft werden, wenn Patienten zu früh entlassen werden. Nicht selten kommt es vor, dass solche Patienten dann nach später erneut und mit schwerwiegenden Beschwerden notfallmässig behandelt werden müssen. Statt einer Entlastung kommt es zu einer zusätzlichen Belastung für die Notfall- und Krankenhausstationen. Die Statistiken zeigen, dass die Anzahl solcher ungeplanten Rehospitalisationen zugenommen hat. Es ist wichtig, dass über diese Zusammenhänge genauso viel gesprochen wird, wie über den Mangel an Fachkräften und über vermeintliche «Bagatellfälle».
Zum Schlagwort «Bagatellfälle»: Ja, zur Überlastung der Notfallstationen tragen auch Patient*innen bei, die sich dort mit Erkrankungen und Verletzungen vorstellen, die keine sofortige Versorgung erfordern. Für Patient*innen ist es aber schwierig, wenn nicht unmöglich, eine Beeinträchtigung einzuschätzen: Sich im Zweifelsfall lieber keine medizinische Hilfe zu holen, um das Fachpersonal nicht «unnötig» zu belasten, wäre die völlig falsche Botschaft. Und ist unter Umstände gefährlich.
Es ist wichtig, dass Sie sich niemals scheuen, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Sie dies für notwendig halten. Ihre persönliche Perspektive ist genauso wichtig wie die fachliche Sichtweise, und es ist nicht Ihre Aufgabe als Patient zu entscheiden, ob ein medizinischer Notfall vorliegt.
Allerdings gibt es auch Alternativen zu den Notfallstationen, bei denen Ihnen in vielen Fällen genauso gut und oft sogar schneller geholfen werden kann. Unser Ratgeber „Alternativen für den Notfall“ nennt vier mögliche Optionen dafür.
Ratgeber Alternativen für den Notfall DE
Ratgeber alternative in caso di emergenza IT
Ratgeber alternatives pour le urgences FR